Vorbereitungen laufen – Impfzentrum soll im September an den Start gehen – Landrat Achim Hallerbach: „Wir wollen vor der Lage sein“
Kreis Neuwied. Pandemie? War da was? Corona? Im Juni 2022 macht vieles den Eindruck, als sei das Virus verschwunden. Die Inzidenzen sind niedrig, kaum ein Infizierter muss noch ins Krankenhaus. Und Schutzmaßnahmen? Gibt es praktisch nicht mehr. Das Thema ist aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden, die Menschen atmen durch, das Leben „normalisiert“ sich. In den Köpfen der Verantwortlichen von Kreisverwaltung und Gesundheitsamt ist es allerdings weiterhin fest verankert. „Weihnachten kommt ja schon immer so plötzlich“, scherzt Landrat Achim Hallerbach und hält dann ernst fest: „Wir wollen nicht im Herbst aufwachen und feststellen müssen, dass wir die nächste Welle verschlafen haben. Wir wollen vor der Lage sein!“
Folglich laufen die Überlegungen, wie man der Gefahr, vor der viele Experten warnen, begegnen kann. Im Kreis Neuwied sind sich die Verantwortlichen einig, dass Impfungen das Mittel der Wahl sind. Die Sicherheit der verschiedenen Vakzine ist mittlerweile eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ihre Wirkung war in den beiden bislang letzten Wellen mehr als deutlich zu erkennen. „Die Impfungen haben die Gesundheit der Menschen geschützt, schwere Verläufe in hohem Maße verhindert und ungezählte Leben gerettet“, hält die stellvertretende Gesundheitsamtsleiterin Ilonka Degenhardt fest. Hinzu kommt die Hoffnung, dass die Hersteller rechtzeitig optimierte Stoffe für eine Auffrischung zur Verfügung stellen können.
Da mit Blick auf den Herbst wieder mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen ist, will der Kreis die entsprechende Infrastruktur dafür rechtzeitig stehen haben. „Wir wollen wieder ein Impfzentrum aufbauen und suchen aktuell die passende Immobilie, damit es im September an den Start gehen kann“, macht Landrat Achim Hallerbach es konkret. Geplant ist, dass dieses IZ im Bereich der Stadt Neuwied oder der Verbandsgemeinde Rengsdorf/Waldbreitbach entsteht und ungefähr 400 Impfungen pro Tag ermöglicht. Das wäre knapp die halbe Größe des alten Impfzentrums in Oberhonnefeld, das auf Weisung des Landes Ende September 2021 geschlossen und abgebaut worden war.
Bei einem Sechs-Tages-Betrieb käme man so auf rund 8700 Impfungen im Monat und würde die vom Land vorgegebenen 40 Prozent der realistisch angestrebten Impfquote erreichen. Die restlichen 60 Prozent sollen, so auch die Vorgabe des Landes, die niedergelassenen Ärzte übernehmen. Außerdem dürfen mittlerweile bekanntlich in Apotheken Corona-Schutzimpfungen gegeben werden. Bestehen bleiben soll darüber hinaus das Impfzentrum in Hachenburg, an dem der Kreis Neuwied beteiligt ist. Dies ermöglicht kurze Anfahrtswege für die Verbandsgemeinden Dierdorf, Puderbach und Teile der VG Asbach. Impfstoffe sind ausreichend vorhanden.
Eine passende und verfügbare Immobilie in Trägerschaft des Kreises gibt es allerdings nicht. Es sind aber bereits erste Objekte ins Auge gefasst worden, Gespräche angelaufen. Ideal wären eine alte Schule oder ein Bürogebäude, mit mehreren kleinen Räumen, die als Impfkabinen genutzt werden können. „Wir wollen nicht wieder eine Halle, bei der wir erst von einem Messebauer alles aufstellen und einrichten lassen müssen“, sagt Hallerbach. Personell rechnet er damit, dass der Kreis zehn Verwaltungsmitarbeiter stellen muss. Hinzu kommen zwei Ärzte, zwei Apotheker (ggf. PTA) und vier medizinische Fachangestellte.
Die Terminvergabe soll auch weiterhin zentral über das Land gesteuert werden – was auch einer der Gründe ist, warum der Kreis nicht wieder auf die zuletzt erfolgreiche dezentrale Strategie setzt. Es ist mit der Software des Landes nicht möglich, an verschiedenen Tagen verschiedene Impfstandorte anzubieten. Wollte der Kreis es in die eigene Hand nehmen, wäre der Personalbedarf deutlich höher, die Kosten dafür würden nicht erstattet. Auch der Aufwand für Auf- und Abbau müsste eingerechnet werden. Zusammen mit höheren Mietkosten und höherem administrative Aufwand wäre der Preis also deutlich höher. „Es wird Impfaktionen von niedergelassenen Ärzten in Bürgerhäusern geben. Auch hierzu führen wir bereits die ersten Gespräche mit Ärzten. Wir werden das auf jeden Fall im Blick behalten und streben einen Mix an: zentrales IZ plus Angebote vor Ort“, sagt Hallerbach und ergänzt, dass auch die eigenen Teams herausfahren können, sollten sie im Impfzentrum nicht im entsprechenden Maße eingesetzt werden. Bürgernahes Impfen bleibt das Ziel!
(PM KVNR)