Die Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist für das Bundeskriminalamt (BKA) ein wichtiger Schwerpunkt. Jetzt hat das Bundeskriminalamt ein neues Lagebild erstellt, das den Fokus auf eben dieses Thema legt. Das „Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen“ wurde heute erstmals veröffentlicht und soll künftig jährlich erscheinen. Damit ergänzt das BKA seine bereits bestehenden Lagebilder, die sich beispielsweise mit der Organisierten Kriminalität, dem Menschenhandel oder mit Cybercrime befassen, um einen weiteren thematischen Aspekt.

Das Bundeslagebild wurde für das Berichtsjahr 2022 auf Grundlage eines Beschlusses der Kommission Kriminalitätsbekämpfung (KKB) erstellt. Mit dem Lagebild setzt das BKA ein Element der Cybersicherheitsagenda des Bundesministeriums des Innern und für Heimat um. Daher begrüßt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser das neue Produkt:

„Das Bundeslagebild zeigt deutlich das entsetzliche Ausmaß von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Kinder sind die Verwundbarsten in unserer Gesellschaft. Sie zu schützen, hat für mich höchste Priorität. Wir müssen alle Mittel des Rechtsstaats nutzen und optimieren, um junge Menschen besser zu schützen. Kein Täter darf sich sicher fühlen, kein Opfer ohne Hilfe bleiben. Hinzuschauen und zu handeln, wann immer Gefahren für Kinder drohen – das ist eine zentrale Aufgabe des Staates. Das BKA hat mit dem Lagebild ein sehr gutes Instrument geschaffen, hier genauer hinzuschauen.“

„Das neue Lagebild schärft unseren Blick für das Themenfeld der Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen. Das ist angesichts steigender Hinweis- und Fallzahlen notwendig, um Bekämpfungs- und Präventionsstrategien passgenau entwickeln zu können“, ergänzt BKA-Präsident Holger Münch. „Das Ziel ist, durch die verbesserten Lageerkenntnisse Missbrauchsabbildungen, aber vor allem auch den damit oftmals verbundenen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen, gegen diesen konsequent auf allen Ebenen vorzugehen und den Kindern und Jugendlichen ein Aufwachsen fernab sexueller Gewalt zu ermöglichen.“

Im vergangenen Jahr wurden 17.168 Kinder unter 14 Jahren zu Opfern sexuellen Missbrauchs. Darunter sind häufig auch sehr junge Kinder: Wie die Daten zeigen, haben die Polizistinnen und Polizisten in fast jedem siebten Fall Opfer identifiziert, die noch nicht das sechste Lebensjahr erreicht haben. Hinsichtlich des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren stellte die Polizei im vergangenen Jahr 1.211 Opfer fest.

Deutlich gestiegen sind 2022 Fälle der Verbreitung, des Erwerbs und Besitzes kinder- und jugendpornografischer Inhalte. 2022 registrierte die Polizei 42.075 Fälle mit kinderpornografischen Inhalten, 7,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (2021: 39.171). Um 32,1 Prozent stieg die Zahl mit jugendpornografischen Inhalten auf 6.746 Fälle (2021: 5.105).

Hinweise auf den Besitz und die Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten sowie den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im und über das Internet erhält das BKA überwiegend vom National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Wie das Bundeslagebild zeigt, waren es in 2022 insgesamt 89.850 strafrechtlich relevante Sachverhalte.

Ergänzend zu diesen Zahlen erläutert das Bundeslagebild einzelne Phänomene im Deliktsbereich des sexuellen Missbrauchs und geht auf Tatmittel wie etwa das Internet genauer ein. Auch beleuchtet es unter anderem Charakteristiken von Straftäterinnen und Straftätern und informiert über aktuelle rechtliche Entwicklungen.

Das Bundeslagebild ist unter www.bka.de/BLBSexualdeliktezNvKindernuJugendlichen auf der Webseite des BKA abrufbar.

(PM POL)